Schachbezirk Halle - Wie langsam Auftauen ?

Gespeichert von c4 am Sa., 28.03.2020 - 16:33

Bis zum 20. April gelten alle aktuellen Einschränkungen, wir werden solange auch schachlich eingefroren bleiben. Der Hauptausschuss des LSV hatte schon am 16.März alle Schachveranstaltungen bis zum 19. April ausgesetzt und damit genau richtig gelegen.
Doch die Zeit nutzlos verstreichen zu lassen, um sich dann im Land irgendwann an den Entscheidungen für die bundesweiten Profi- und Semiprofi-Ligen zu orientieren ist nicht angezeigt. Zu unterschiedlich sind die Interessen und Bedingungen im Profibereich und jene unserer Amateurligen.  

Naheliegend ist, für unser künftiges Schachleben jetzt schon eine flexible Strategie zu bedenken.  

Völlig klar, dass vieles Ausgefallene und Vertagte nicht nachgeholt werden kann. Die Idee, sofort "so viel wie möglich" Schach-Restposten in die wenigen Wochen bis zum Sommer quetschen zu wollen, ist verlockend, aber nicht klug. Denn die Wochenenden nach Auftauen werden besonders kostbar sein und für viele Familien wird Schach erstmal keine Priorität haben können. Durch Jugendweihen, aufgeschobene Feiern etc. werden Spieler knapp sein - sowie auch Säle und Räume. . . . 

Planen können wir aber jetzt die nächste Saison, vielleicht mit etwas früherem Start für eventuelle Nachholetermine, so haben die Spieler und Vereine Planungssicherheit und genügend Vorlauf ! 

Dazu einige konkrete Gedanken: 

- Männerligen : 
Auf-und Abstiege könnten durch unseren gut bewährten Mediator Nico Markus ausgehandelt werden, anhand der aktuellen Tabellensituation. Mehrere Vereine haben ihre diesbezüglichen Absichten bereits deutlich erklärt.
Ist in einer Liga keine Einigung erzielbar und auf einen bestimmten Platz gibt es mehrere Anwärter, entscheiden zwei Relegationsspiele, durchgeführt im September vor der nächsten Spielserie. Modus: Der jeweils Tabellenerste (letzter Tabellenstand) spielt Relegation gegen den Tabellenletzten der höheren Liga. Der Tabellenzweite darf ein Relegationsspiel gegen den Vorletzten der höheren Liga spielen. Es gilt die Aufstellung der Serie 2019/20. 
Diese Relegation bedürfte nur eines relativ geringem zusätzlichem Organisationsaufwandes. Sie bietet ausreichend Planungsvorlauf für die Vereine. Leistungsgerechtigkeit ist gegeben.
(Ein erzwungenes Ausspielen der letzten zwei Runden unter Zeitdruck würde sich wohl in den Aufstellungen der an Auf-oder Abstieg nicht mehr beteiligten oder interessierten Vereine widerspiegeln, und sportliche Verzerrungen trotz beachtlichem Aufwand und vorhersehbarem Missmut ergeben.

2. Jugendligen:  
Einzig die U10 -Vorrunde (Bezirksliga U10) ist in der Verantwortung des Bezirkes. Für den einen noch offenen Termin finden wir eine Lösung. Ein U10-Finale im Herbst wäre terminlich noch denkbar. Hier ist die LSJ in der Verantwortung.  

3. Jugend/ Südharzcup/ Supercup:
Zwei Turniere (von 4) sind gespielt. Ein drittes als Serienabschluss sollte stattfinden, zu Beginn der nächsten Serie mit den "alten" AK. In Hettstedt oder Halle. Dort werden die Pokale der Gesamtwertung vergeben.
Der Supercup würde notgedrungen entfallen. 
Stattdessen könnte man dem LSV vorschlagen, die Schnellschach-Landesmeisterschaft der Männer mit einer Offenen U15 (U13/ U11/ U9 Schnellschachmeisterschaft der Schüler zu kombinieren. Für die Jugendvereine hätte das den Vorteil, bei ein und derselben Veranstaltung auch ihren älteren Jugendlichen ein Angebot machen zu können, nämlich das Männerturnier. 
Strategisch könnten künftig vielleicht intelligente Synergien zwischen Männer - und Jugendterminen helfen, die allgemeine Terminflut im Jugendkalender etwas zu entspannen - und beidseitige Vorteile bewirken.  

(Off-Topic: Lasst uns im Land Sachsen-Anhalt anders handeln als aktuell der Deutsche Schachbund ! Mit Fassungslosigkeit sehe ich dort, wie das Präsidium eine rechtliche, personelle, räumliche und menschliche Total-Abkopplung von der eigenen Schachjugend beschlossen hat und bereits aktiv betreibt - mit hysterischer Konsequenz, aber bisher abseits von einer größeren Schach-Öffentlichkeit. Handelt dieses DSB-Präsidium dabei im Interesse meines Landesverbandes ? Im Interesse der Zukunft des Deutschen Schachs ? Das frage ich mich.
Die wenigen Veröffentlichungen klingen seitens Schachjugend-Vorstand mit seinen Rücktrittsdrohungen nach verzweifelter Ohnmacht. Die des DSB nach überaus machtbewusstem Handeln, offiziell veranlasst und begründet durch starke persönliche Animositäten. "Er hat auf mein Förmchen gepullert !" Das mag im Sandkasten eine unversöhnliche Krise auslösen. Aber außerhalb davon, sollte bitte strategische Weitsicht das Handeln bestimmen, geleitet von Überlegungen und Argumenten die auch unter Erwachsenen hinreichend überzeugen können. Quo vadis, Deutscher Schachbund?) 

4. BEM Männer:Ein schönes Open wie die BEM wäre ein ideales Angebot zum "Auftauen". Denn ein offenes Angebot setzt niemanden unter persönlichen Druck und das Schachleben kommt ganz entspannt wieder in Gang. Das zuletzt geplante Spiellokal in Halle könnte durch Konkurrenz anderer Veranstaltungen weniger bedroht sein und kurzfristiger organisierbar?
Lösen sollten wir uns in diesen Zeiten von dem Gedanken, dass die BEM lediglich eine Quali-Veranstaltung für die LEM ist - und deshalb zeitlich vor der LEM stattfinden MUSS. In einer eventuell notwendigen Abwägung, ein schönes Turnier für 60 - 80 Schach-Enthusiasten entspannt durchzuführen - oder zeitlich einer Qualifikation für 2 (!!) Schachfreunde unterzuordnen, fiele es mir leicht die Prioritäten zu setzen. (Vielleicht eine etwas verkürzte Meisterschaft mit 3 Runden am Samstag und zwei am Sonntag ?)

Liebe Schachfreunde, Ihr bemerkt, dass ich die gesellschaftliche Wiederbelebung nach dem 20.April heute nicht wie eine Option, sondern wie ein Versprechen behandle. Ich glaube keinesfalls, dass Corona dann verschwunden ist. Aber ich bin sicher, dass wir mit dieser eingefrorenen Gesellschaft dann aus vielen Gründen nicht mehr leben können. Und zwangsläufig andere Methoden des Krisenmanagements entwickelt sein müssen und werden. 

Bleibt mir alle schön gesund !
Dirk Michael