Deutsche Meisterschaft im Schulschach - Platz 21

Gespeichert von c4 am So., 18.04.2021 - 21:07

Die Deutsche Schachjugend richtete die diesjährige Meisterschaft im Schulschach als Onlineturnier aus. Das Hettstedter Humboldt Gymnasium wurde Landesmeister der WK III  in Sachsen-Anhalt und hatte sich damit seine Teilnahmeberechtigung erspielt. Als  Zentralhirn des Turniers diente eine Art Lichess-Programm-Erweiterung (oder umgekehrt), welche der Kelheimer Schachklub clever erdacht hatte. Dem Mannschaftsleiter erschien das noch als unbekannter Dschungel. Aber die Kinder haben beim Spielen im Internet den natürlichen Instinkt furchtloser Trüffelschweinchen und fanden sich mühelos zurecht. 
Gespielt wurde 7 Runden im Schweizer System, mit 15 Minuten Bedenkzeit pro Spieler.

Ein Moment des Chaos gab es dann tatsächlich durch den Mannschaftsleiter, dessen Internet-Verbindung wohl kurz und unbemerkt aussetzte, was widerum dazu führte, dass die vor jeder Runde eigentlich neu einzugebene Aufstellung diesmal nicht ihr Ziel erreichte (und die alte blieb). Aber die Kinder mit dem natürlichen Instinkt . . . haben die unvorhersehbare Veränderung sofort antizipiert. 
Für das Hettstedter Gymnasium kämpften sechs "Schachfreunde Hettstedt" an den virtuellen Brettern: Hieu Tran Minh, Erik Seidemann, Luca Buchmann, Jason Reitmann, Constantin Born und Lennart Engel-Witte. 

(Nebenbei: Tatsächlich zeigen diese Namen, das Schach überwiegend ein reiner Männersport ist: Seidemann, Buchmann, Reitmann. Solcherlei maskuline Namen können aber nur das Ergebnis jahrtausende währender grausamer Gender-Ungerechtigkeit sein - und werden wohl sehr bald als sittenwidrig indiziert. Es sei hier deutlich gesagt: In den Schülergruppen der Schachfreunden Hettstedt sind auch alle Jungs willkommen, deren Name nicht auf ". . . mann" endet.)  
 
Im Turnier der Deutschen-Schulschachmeisterschaft spielte die Hettstedter MANNschaft mannhaft in der Spitze mit - zumindest in der ersten Hälfte. Allerdings erwiesen sich dann der spätere Vizemeister Gymnasium Oberursel und der Turnierdritte, das Martin-Andersen-Nexö-Gymansium Dresden, als eindeutig überlegene Kontrahenten, die verdient gewannen. Siegreich blieb das Team aber in den Duellen mit der Marienschule Saarbrücken und dem Otto-Hahn-Gymnasium Monheim. Ein wenig unter den Erwartungen blieb man gegen das Andreas-Gymnasium Berlin, konnte aber in der folgenden Schlußrunde noch einen bravourös erkämpften Kantersieg über das Gymnasium an der Heinzenwies aus Idar-Oberstein landen. In der siegreichen Partie von Hieu entschied nach 30 Minuten Spielzeit eine einzige Sekunde über den für Hettstedt glücklichen Ausgang. Das Humboldt-Gymnasium Hettstedt belegte den 21. Platz im Feld der 30 besten Teams Deutschlands. Deutscher Meister wurde die Schillerschule Hannover.

Kuriose Übereinstimmungen gab es mit dem anderen Vertreter aus Sachsen-Anhalt, dem Cantor Gymnasium Halle. Nicht nur, dass beide Teams die Spieler an den vier Brettern rotieren ließen, und häufig "nebeneinander" spielten. Beide Teams gewannen und verloren ihre Runden auch immer im Gleichschritt. Das Cantor Gymnasium sammelte aber unterwegs einen halben Punkt mehr ein als Hettstedt, und belegte den 20.Platz. So war man am Ende auch hier einander benachbart.

Einen kleinen Unterschied gab es aber doch: Das Cantor- Gymnasium konnte sein Best-off-Team als edlen "Blend" aus Schülern von gleich drei Hallenser Vereinen mixen. Die Mannschaft des Humboldt-Gymnasiums ist hingegen ein echter "Single Malt" der Schachfreunde Hettstedt. 
https://turniere.schachklub-kelheim.de/DSTC-2021-WK-III/fortschrittstab…

Unser ehrenvoller Platz 21 ist übrigens die halbe Wahrheit von . . . Ihr wisst schon was . . . 

Humboldt-Gymnasium Hettstedt ist Schulschach-Landesmeister (Online)

Gespeichert von c4 am So., 07.03.2021 - 10:28

Sachsen-Anhalts Online-Meisterschaft für Schulmannschaften stellte etwas höhere Anforderungen an die Mannschaftsleiter als dies bei Internet-Turnieren üblich ist. So musste für jedes Team eine Bescheinigung der Schule vorliegen, eine namentliche Meldung erfolgen und extra für das Turnier ein eigener Teamraum gegründet werden - für jede Mannschaft. Die Anzahl der Spieler war pro Team auf 6 limitiert, die summierten Punkte der besten vier Spieler je Team wurden für die "Arena-Wertung" verglichen. 

Es erinnerte das aufwändige Prozedere an jene Zeit, als sich beim Schachspiel noch leibhaftige Schüler an einem realen Brett gegenüber saßen. Die älteren Schüler haben das noch erlebt. Aber bei den jüngsten Kindern gibt es Jahrgänge, die mittlerweile deutlich mehr Zeit mit Schach-Gegnern vor einem Mediengerät verbracht haben, als in natürlicher, menschlicher Weise. Gemessen an jenen Inhalten, die viele andere Kinder derzeit den ganzen Tag im Netz konsumieren, sind die kleinen Schacheleven bezüglich geistiger Anregung allerdings elitär unterwegs.
Im günstigen Fall können diese Jahrgänge irgendwann später mal locker eine App erschaffen, die nützlich ist, um Infektionsgeschehen sichtbar zu machen. Im ungünstigen Fall können sie nichts anderes.  
Nun ist das Internet-Schach de facto jene spezielle Art von Schach, die derzeit möglich ist. Und so war die Beteiligung an der Schulschach-Mannschafts-Meisterschaft erstaunlich gut. Es spielten 30 Teams in den Wettkampfgruppen, dazu noch 21 Kinder in einem zusätzlich angebotenen Einzelturnier für Grundschüler. 

Der große Schulschach-Tag auf der Open-Source- Plattform www.Lichess.org begann schon 9.30 Uhr (Samstag, 06.03.) mit der Meisterschaft der Grundschul-Teams. Hettstedt war mit einer Mannschaft der Evangelischen Grundschule "Martin Luther" dabei. Es spielten Paul Kühne, Erik Ecke, Felix Schneider, Lukas Mühlenberg und Oskar Möller. Überraschender Weise konnten die Kinder sich von Beginn an in der Spitze etablieren und pendelten zwischen Platz eins und zwei. Immerhin fast 90 Minuten lang dauerte dieses erfreuliche Geschehen. Doch das Turnier dauerte 120 Minuten. Und im letzten Viertel ließ leider die Konzentration in der jungen, tapferen Hettstedter Equipe recht deutlich nach und Punkte kamen kaum noch dazu. Hingegen zeigte der bisherige Hauptkonkurrent, die GS Am Hopfengarten Magdeburg einen überaus starken Endspurt und wurde - sogar mit gewaltigem Vorsprung - Landesmeister der Grundschulen. Die Hettstedter wurden Vierter unter 17 Schulen, gemeinsam mit der Freien GS Bindfelde.  https://lichess.org/tournament/LkZL15Eg/teams

Weiter ging es 13.00 - 15.00 Uhr mit einem Grundschul-Einzelturnier, in dem sowohl Kinder ohne Mannschaftsanbindung spielen konnten, als auch jene aus der morgendlichen Meisterschaft. Und tatsächlich trauten sich einige Kinder den denksportlichen Marathon zu, beide Turniere zu spielen. Darunter die beiden Erstplatzierten. Erster wurde "Jokabi". Und den zweiten Platz eroberte der Hettstedter Paul Kühne. Für diesem Erfolg wird in einigen Tagen eine echte Medaille per Post auf die Reise zu Paul geschickt. Erfahrungen in dem Turnier sammelten auch Ben Zander, Oskar Pagel, Darius Rümpler und Balian Rümpler. 
https://lichess.org/tournament/CkXO6jlU

Um 16.00 Uhr schließlich spielten die Gymnasien in den Wettkampfgruppen 1 bis 4, wobei jeweils WK 1+2 und WK 3+4 in Turnieren zusammengefasst wurden. Der Kenner weiß, dass auch "damals" die Gruppen mit ansteigendem Alter immer spärlicher besetzt waren. Dieses Muster ergab sich nun auch teilweise in der virtuellen Austragung. So war das Georg-Cantor Gymnasium Halle einziger Teilnehmer in der WK 2 und stand schon vor den Spielen als Landesmeister fest. 

In der WK 4, die die Klassenstufen 5 und 6 umfasst, stand das Siemens-Gymnasium Magdeburg mit seinen zwei dort startenden Teams schon vorher als Sieger fest. Die klaffende Wunde, die der Lockdown beim Schach bereits gerissen hat, wurde in dieser Gruppe erstmals richtig deutlich sichtbar. Denn die jüngeren gymnasialen Jahrgänge der WK 4 bildeten "damals" regelmässig die größte Gruppe unter den "Älteren". Am Samstag war nur noch eine einzige Schule übrig. Es fehlt komplett jener Jahrgang, der im Corona-Jahr 2020  aus den Grundschulen an die Gymnasium wechselte !  

Die virtuelle Austragung machte es möglich, dass es nach vielen Jahren wieder eine Wettkampfgruppe 1 im Schulschach gab. Im "Real-Life" wurde sie aus Kosten- und Organisationsgründen schon lange nicht mehr ausgetragen. Neben dem Humboldt-Gymnasium Hettstedt waren mit Cantor Halle, Siemens Magdeburg und Dom Magdeburg drei übermächtig starke Gymnasien, prallvoll mit Spitzenspielern, angemeldet, die den Titel unter sich ausmachten. Die Hettstedter Luca Zander, Oliver Krüger, Elias Rühmer und Peer Werner konnten aber mit ihrer persönlichen Performance im Turnier allesamt überaus zufrieden sein. In der glashart ausgekämpften Rangfolge war der vierte Platz somit ein ehrenvolles Ergebnis. https://lichess.org/tournament/iPbXZ0dd

Der ganz große Coup gelang schließlich der Mannschaft des Hettstedter Humboldt-Gymnasiums im Turnier der WK 3. Zwei Stunden lang gab es ein völlig offenes Ringen um die Spitzenposition. Doch dann hatten die Hettstedter Kämpfer endlich einmal die im Schulschach alljährlich dominierende Phalanx der Spezialgymnasien aus Halle und Magdeburg durchbrochen! Den knappen, aber verdienten Sieg erfochten Erik Seidemann, Hieu Tran Minh, Constantin Born, Jason Reitmann, Lennart Engel-Witte und Lucas Buchmann. In vorzüglicher Spiellaune war diesmal vor allem Erik Seidemann, der alle seine Partien gewinnen konnte und das beste Einzelergebnis des gesamten Turniers erzielte. Herzlichen Glückwunsch an das Heldenteam !    https://lichess.org/tournament/ontaCkXr
Als Landesmeister von Sachsen-Anhalt dürfen sie nun an der Deutschen Meisterschaft teilnehmen.  
 
Dank gilt Organisator Gavin Güldenpfennig und seinem Team für die Mühe, mit der sie erneut eine schöne virtuelle Oase in der aktuellen Schachwüste erschaffen haben !  

Schulschach-Meisterschaft Sachsen-Anhalt 2021 / So kann es gehen !

Gespeichert von c4 am Mi., 10.02.2021 - 14:44

Schulschach- Landesmeisterschaften am 6. März 2021 für alle Wertungsklassen auf der Online- Plattform www.lichess.org 
Gavin Güldenpfennig (Turnierleiter) Mail: Altmarkzwerge@gmx.de /  Tel. 0176/72845240

Liebe Trainerfreunde,
wer hat eigentlich noch genug Energie, verbindliche Mannschaften zu einem verbindlichen Termin zu organisieren?
Mit ähnlichen organisatorischen Umständen wie damals, als jede Schulschach-Meisterschaft noch eine lebenspralles, buntes Festival war. Ein Ereignis, das zwar nie pünktlich begann, aber uns alle dennoch enorm hoffnungsfroh stimmte bezüglich der Zukunft des Landesschachverbandes. Als die rastlos und lautstark wuselnden Kinder und Jugendlichen ihr gesamtes Verhaltensspektrum in den ehrwürdigen Gebäuden der Magdeburger oder Hallenser Hochschulen ausbreiten konnten. Als das Leben tobte . . . 

Nun gibt es eine Online-Meisterschaft, die kein Aquivalent zu einer normalen Meisterschaft sein kann. Aber sie ist genau das, was wir unter den gegebenen Umständen unseren Kindern bieten können. Ein virtuelles Schachturnier. Mit viel Aufwand und Liebe vorbereitet von Gavin Güldenpfennig aus Tangerhütte und seinem Team junger, engagierter Mitstreiter.  
Seid dabei ! 
Hier einige Infos direkt zum Projekt und der Link zu allen Details.

WK M (Schülerinnen der Klassenstufe 5 - 13)
9.30 Uhr bis 11.30 Uhr
Turnierlink: https://lichess.org/tournament/2UCIP5KH

WK G  Schüler und Schülerinnen, Klassenstufe 1 – 4 (Sonderwertung: Mädchenmannschaften)
9.30 Uhr bis 11.30 Uhr
Turnierlink: https://lichess.org/tournament/LkZL15Eg

WK IV (Schüler und Schülerinnen, Klassenstufe 5 - 6) 13.00 Uhr bis 15.00 Uhr
Turnierlink: https://lichess.org/tournament/aax8oOn7

WK HR + Sek (Haupt-,Mittel- und Realschüler/innen, Klassenstufe 5 - 10) 13.00 Uhr bis 15.00 Uhr
Turnierlink: https://lichess.org/tournament/6r8wy0cx

WK III (Schüler und Schülerinnen, Klassenstufe 5 - 8) 16.00 Uhr bis 18.00 Uhr
Turnierlink: https://lichess.org/tournament/ontaCkXr

WK II (Schüler und Schülerinnen, Klassenstufe 5 - 10) 16.00 Uhr bis 18.00 Uhr
Turnierlink: https://lichess.org/tournament/t3ete817

WK I (Schüler und Schülerinnen, Klassenstufe 5 - 13) 16.00 Uhr bis 18.00 Uhr
Turnierlink: https://lichess.org/tournament/iPbXZ0dd

Weitergehende Infos auf der Seite der Landesschachjugend: https://lsj.schach-sachsen-anhalt.de/lsj-referate/schulschach/schulscha…


 

Isolani im Lockdown Teil 3 - Schach - Filme - Geheimnisse

Gespeichert von c4 am Sa., 30.01.2021 - 19:30

Das königliche Spiel bekommt derzeit so viel öffentliche Aufmerksamkeit wie schon lange nicht. Schach ist sexy geworden für die Mainstream-Medien.

Zuletzt stand Schach 1972 weltweit im feuilletonistischen Rampenlicht, als der höchst eigenwillige Robert Fischer sein legendäres WM-Match gegen Boris Spasski ausfocht. Danach boten sich noch die Matches Karpow - Kortschnoi (1978 und 1981) für eine Betrachtung außerhalb der Sportergebnisse an. Diese drei WM hatten immer eine gewaltige politische Dimension. Der Ostblock und die Westmächte saßen sich in Gestalt ihrer besten Schachspieler gegenüber. Das gab es danach nie wieder. Schach war die Sportart Nr. 1 in der Sowjetunion, staatlich großzügig gefördert mit dem Anspruch, die intellektuelle Überlegenheit des Kommunismus weltweit unter Beweis zu stellen. Und ein leicht irres, unverschämt großmäuliges amerikanisches Genie wie Fischer, das sich Schach weitgehend autodidaktisch beibrachte, durfte keinesfalls gegen den russischen Weltmeister siegen. Es erschienen damals sogar in der Schachzeitschrift der DDR skurrile "Leserbriefe", die sich über das Benehmen Fischers heftig echauffierten. So in dem Tenor: . . . So etwas gäbe es bei uns hier nicht, und der Fischer sei ein typisches Beispiel des faulenden, stinkenden Kapitalismus. Pfui, pfui, dieser verderbte Fischer wird wohl nicht gewinnen, weil ihm einfach der Charakter seines edlen sowjetischen Kontrahenten fehlt  . . . Usw.  
Nun, Fischer gewann.
Noch politisch brisanter waren diesbezüglich die WM-Kämpfe Karpow - Kortschnoi. Denn Kortschnoi war ein in der Sowjetunion geächteter, liebend gern totgeschwiegener Dissident, ein kürzlich geflohener "Verräter des sowjetischen Volkes". Karpow dagegen war der Musterknabe der sowjetischen Schachschule. Perfekt für die Mainstream-Medien wäre hier aber noch ein größenwahnsinniger Charismatiker wie Fischer gewesen.

Karpow gewann einmal knapp und einmal deutlich, und Fischers kometenhaftes Aufleuchten unterbrach nur kurz die jahrzehntelange sowjetische Hegemonie in der Schachwelt. 

Nun ist Schach plötzlich wieder mal total hip. Bemerkenswerter Weise ist das nicht ausgelöst von einem realen Ereignis in der Schachwelt, etwa durch einen Wettkampf der besten Schachspieler der Welt. Vielmehr ist es diesmal eine fiktionale, eskapistische Serie, die in fantastischen Bildern eine fesselnde Geschichte erzählt. Diese Bilder sind schöner als die Wirklichkeit es sein kann, sie wirken weniger wie das Leben in den 60er Jahren sondern eher so artifiziell wie ein Mode- und Architektur-Katalog der 60er Jahre. Und der Hauptdarstellerin mit der überirdischen, puppenhaften Schönheit einer verwunderten Quellnymphe mag man gern zusehen. Auch das Schach ist realistisch dargestellt in der Serie DAS DAMENGAMBIT auf Netflix.
Und wenn diese Serie einen bisher nicht gekannten Schachboom auslösen kann, dann beweist es sich erneut: Es geht nichts über die Kraft einer gut erzählten Geschichte.
Das könnte sich durchaus auch der Schachverband für seine Öffentlichkeitsarbeit notieren. 

Auf Netflix gibt es jetzt einen weiteren Schachfilm, tatsächlich der beste den ich kenne, der bisher ein wirklicher Geheimtipp war:
"Das Königsspiel" (org. "Searching for Bobby Fischer"). Der legendäre Fischer ist auch hier in gewisser Weise dabei. Erzählt wird aber die wahre Geschichte eines Kindes in New York, das beginnt Schach zu spielen und schnell darin gut wird. Dieses Kind hieß Josh Waitzkin und sein Vater hat später das Buch geschrieben, welches dem Film als Vorlage diente.  Der Film übertreibt an manchen Stellen aus dramaturgischen Gründen (in typisch amerikanischer Weise), aber die grundlegenden Dinge haben viele Kinder, Eltern, Trainer so oder ähnlich erlebt. Angemerkt sei noch, dass einige Szenen damals im Washington Square Park am Originalschauplatz gedreht wurden. Mittlerweile ist der Park umgebaut.

Und dann gibt es da noch eine überraschende Verbindung zwischen "Das Königsspiel" und "Das Damengambit". Der tatsächliche Trainer von Josh Watzkin war Schachmeister Bruce Pandolfini, der im Film von Ben Kingsley gespielt wird. Bruce Pandolfini war ebenfalls 1983 der schachliche Berater von Walter Tevis, als dieser sein Buch "The Queen´s Gambit" schrieb. Und als Netflix 2020 das Buch als Serie verfilmte, war Bruce Pandolfini erneut einer der Berater.

Das Leben von Bobby Fischer wurde übrigens 2014 auch verfilmt, sehr gut und nahe an den bekannten Fakten. "Bauernopfer - Spiel der Könige".

Übrigens stehen diese plötzlich begehrten edlen historischen Holz-Uhren aus der Serie noch regelmäßig neben den Brettern der Schachfreunde Hettstedt (und anderer Vereine in Mansfeld-Südharz). 
Die neuen, modernen, weitaus praktischeren Elektronik-Schachuhren sehen im ungünstigten Fall aus wie die reichliche Notdurft eines grauen Roboters, im günstigsten wie ein roter Schreibtisch-Lautsprecher.  Und sie sind derart transportunfreundlich, dass man quasi gezwungen ist, einen Spezialkoffer dazu zu kaufen.

Auf dem Free-TV-Sender ARTE kam kürzlich eine interessante und kurzweilige Sendung über SCHACH IM FILM. Aber Vorsicht, wer die Dokumentationen von Arte als wirkungsvolle meditative Einschlaf-Hilfe gewohnt ist, der könnte von der Schnittfrequenz glatt erschlagen werden:  https://www.arte.tv/de/videos/100210-002-A/blow-up-schach-im-film/

In vielen Zeitungen erscheinen derzeit Artikel über das "neue Phänomen" Schach, darunter dieser in der Süddeutschen Zeitung. Er gefällt mir, weil er aus der Sicht eines Nicht-Schachspielers geschrieben ist : 
https://www.sueddeutsche.de/stil/schach-damengambit-boom-1.5181978
Schach gibt es seit 1500 Jahren - wahrscheinlich viel länger - es hat in allen Epochen die Menschen begeistert. aber meist nur wenige, Auserwählte. Und es ist schön, das seine Faszination jetzt für kurze Zeit ein sehr öffentliches Geheimnis ist.   

Isolani im Lockdown Teil 2 / Erinnerungen an Parchim 1989

Gespeichert von c4 am Di., 12.01.2021 - 23:23

Irgendwas mit Schach ? Momentan nicht mal zu ahnen. 

Da erwärmen mich Erinnerungen an längst vergangene Zeiten. Meine erste mehrtägige Meisterschaft als Nachwuchstrainer erlebte ich vom 13. bis 18. Februar 1989 in Parchim. Für diese Bezirksmeisterschaft des "Bezirkes Halle" hatte sich mein Schützling Daniela qualifiziert. Ich hatte keine Ahnung vom dortigen Leistungsniveau, war aber voller Trainerstolz und guten Mutes. Mit dem Zug machten wir uns auf die weite Reise. Das Objekt war schön gelegen und bestand aus mehreren Bungalows. 

Die grundlegenden Abläufe einer solchen Meisterschaft waren mir aus meiner Schülerzeit vertraut. Noch vertrauter wurde es, als ich den Organisator begrüßte. Rainer Schätzke aus Halle. 
Rainer war auch schon der Organisator bei meiner ersten eigenen überregionalen Meisterschafts-Teilnahme als Schüler, Halle-Neustadt/Stadiongebäude 1983 (ich war ein schachlicher Spätstarter). Und Rainer war ebenfalls der Organisator meiner letzten Meisterschaft als Jugendlicher (in Güntersberge), die damals nur wenige Jahre zurück lag. Und vieler weiterer. Dabei erlebte ich Rainer Schätzke immer als freundlich, zuverlässig, sachlich. Er regelte viele Jahre so selbstverständlich, bescheiden und fleißig die Organisation des Nachwuchsschachs, das seine Person für viele fast schon hinter seinem Projekt verschwand. Aber als Jugendlicher würdigt man solche Dinge gewöhnlich ohnehin nicht, da hat man das Urvertrauen, dass ja alles "irgendwie" funktionieren würde und immer jemand da war, der sich kümmerte. Vermutlich haben sehr viele Schachspieler meiner Generation von Rainers unermüdlichem Wirken profitiert - vielleicht ohne sich dessen je bewusst geworden zu sein. Ich erinnere mich, dass Rainer mich in Güntersberge bereits gelegentlich mit Betreuungsaufgaben bedachte, die ich auch gern erledigte. Darunter die Vertrauensaufgabe ein Mädchen ins Dorf zum Arzt zu bringen. Vielleicht hatte Rainer den Blick dafür, dass ich einst sein Nachfolger sein könnte. Und tatsächlich organisiere ich nun schon seit Jahren die Nachwuchs-Meisterschaften des Schachbezirks Halle. Allerdings war der "Bezirk Halle" in der DDR deutlich größer als der heutige "Schachbezirk Halle".
 
Wenn ich nun die Ergebnislisten von Parchim 1989 durchblättere, entdecke ich viele Namen, die später noch in verschiedener Weise meinen Weg kreuzen sollten. So belegte in der AK 9/10 m den vierten Platz ein gewisser Michael Zeuner - heute unser hauptamtlicher Geschäftsführer im Landesschachverband und hochgeschätzter Organisator und Freund im Kinderschach. Meinen Schülern erzähle ich seit Jahrzehnten zur Belehrung die Geschichte, wie der kleine Michael damals als Weißspieler gleich mehrere seiner Gegner austrickste. Mit einer Eröffnungsfalle: 1.Sf3 d5  2.c4 cd  3. e3 Lg4  4. Lc4: Sf6  5. Se5 Exakt nach Ausführung dieses Zuges ließ der sonst eher stille und zurückhaltende Michael ein verzweifeltes Aufstöhnen ertönen. Seine Gegner rafften prompt die Dame weg - und es wurde Matt. 5. . . . Ld1: 6. Lf7# Das klappte nicht nur einmal. Ausgedacht hatte sich das Husarenstück Michaels Trainer Roland Senebald, der nach jeder Aufführung übers ganze Gesicht strahlte und moralinsaure Einwände fröhlich wegwischte. Später betreute ich bei der ersten gesamtdeutschen Meisterschaft in Schwarzburg/Thüringen einen anderen Schützling aus der starken Trainingsgruppe von Roland Senebald. Wilko Stubbe wurde der erste Deutsche Meister aus Sachsen-Anhalt. 

Der Bezirksmeister der AK 9/10m hat den markanten Namen Daniel Dexter. Souverän mit 6 Punkten wurde er seinem Favoritenstatus gerecht. Dahinter drei Kinder mit 5, u.a. Michael. Da ich mit Daniels Betreuer, Dieter Rudolph, den Bungalow teilte, hatte ich oft Gelegenheit mit "Dex" zu spielen oder zu analysieren. Das tat ich mit Begeisterung, hatte ich doch vorher noch nie ein kleines Kind erlebt, das so überaus gut Schach spielen konnte. Ich sah ihn später noch oft bei Nachwuchsmeisterschaften. Viele Jahre danach ergab es sich, dass ich für Daniels Musikgruppe "Schrödingers Katze" ein Konzert organisieren konnte. Im Jahre 2005 war Daniel bei der ersten Südharzmeisterschaft auf Schloß Mansfeld dabei. Heute finde ich ihn nicht mehr in der DWZ-Liste, wohl aber singend auf Youtube: https://www.youtube.com/watch?v=_gz3lyNJiMsDer 
Der immer freundliche Dieter Rudolph begegnete mir noch in vielen Mannschaftskämpfen gegen Merseburg.

Ebenfalls in der 9/10m am Start war Ingo Brausemann, der dann als junger Erwachsener die SG Sennewitz mitgründete und zu einem starken Verein im Nachwuchsbereich formte. 
Sieger in der AK 11/12m wurde Rene´ David, dessen Schwester Gundula in der AK 9/10 der Mädchen startete. Ihr Vater und Trainer Bernd David ist (gemeinsam mit Herwig Karius) das Urgestein des Köthener Nachwuchsschachs. In meinen ersten Jahren als junger Trainer war Bernd immer ein freundschaftlicher Ratgeber und sein gelassener, schnoddrig-heiterer Stil als Trainer und Organisator war mir ein großes Vorbild. Später, auf der Ebene der Funktionäre und Entscheider, trübte sich das Verhältnis leider etwas ein.

Punktgleich Zweiter der 11/12m wurde Daniel Wanzek, heute ein starker Spieler, aber noch bekannter als deutschlandweit aktiver Schiedsrichter und Organisator. Daniel mit Udo Lindenberg: https://de.chessbase.com/post/erfurter-schachfestival
Schiedsrichter war hier Günter Thormann aus Aschersleben, später Mitbegründer und langjähriger treuer Verbündeter in der Südharzcup-Serie.
Bei den Mädchen spielte Sandra Herrmann aus Sangerhausen, die heute kein Vereins-Schach mehr spielt, aber in der Heimat blieb und mittlerweile die Hausärztin ihres ehemaligen Trainers, meines lieben Schachfreundes Achim Trost, ist.

Die Bezirks-Meisterschaft insgesamt war geteilt, in Parchim spielten ausschließlich die AK 9/10 und 11/12. In Sittendorf spielte 7/8, in Zschorna 13/14 und in Aken 15/16 und 17/18.   
In Parchim hatte jede der vier Gruppen 20 Teilnehmer, also auch die Mädchen. Allerdings kam mehr als jedes zweite Mädchen aus Halle-Neustadt, bei den Jungs war die geografische Mischung wesentlich bunter. 
Meine Starterin aus Hettstedt landete im hinteren Mittelfeld und in der bald folgenden Wendezeit ging sie dem Schach verloren. Dennoch hatte mir das Turnier enorm viel Spaß gemacht und ich war motivierter als je zuvor, mit meinen heimischen Schützlingen zu trainieren und erneut die Qualifikation zu schaffen. Rückblickend war das Turnier der Moment, ab dem ich ganz langsam vom Schachspieler zum Schachtrainer (und Organisator) wurde. 

Bei den Schachturnieren in der DDR waren nur Erwachsene mit Schachkompetenz anwesend. Zu dieser Schachkultur gehörten Eltern noch überhaupt nicht, die Trainer reisten mit einer Kindergruppe oder Einzelstartern an. Dieses Trainerkollektiv war eine kleine, verschworene Gemeinschaft, die auftretende Probleme gemeinsam und pragmatisch löste. Mit den Jahren wandelte sich die Kultur, wurde individualistischer, ergab Elternteile oder ganze Familienverbünde als Betreuer der Kinder. Die 10er-Zimmer wichen im Verlauf der Zeit den Zweier-Zimmern, die prozentuale Anzahl tatsächlicher Schachspieler bei einem Kinderturnier sank drastisch. Es wurde gut - auf andere Weise..

Ein Sache, die mir gefiel, blieb aber bis heute weitgehend konstant: Die gemeinsamen Abende mit den Trainern dauern durchschnittlich deutlich länger, als die Abende bei einem eigenen Schachturnier. Und die Trainer sind oft - für Schachspielerverhältnisse - gesellige Typen mit beachtlichem Unterhaltungstalent. Unvergessen, auch nach über 30 Jahren, bleibt mir die Siegerehrung des Betreuerblitz-Turniers. Ich hatte gewonnen, denn so ein richtiger Trainer war ich ja damals noch nicht. Aber die Sieges-Preise standen gut verdeckt und man musste aus kryptischen Beschreibungen dieser Preise seine Wahl treffen. Ich entschied mich vermeintlich clever für: "Etwas, das jeder kennt und das fröhlich macht." Dieses "Etwas" gedachte ich meinen Schachfreunden umgehend kredenzen zu können. Norbert Schätzke, Rainers Bruder mit Schalk im Nacken, überreichte mir allerdings - zu meiner Verblüffung und dem großen Gaudi aller Anwesenden - eine "FRÖSI". Für die Spätgeborenen: Dies war in der DDR die offizielle Zeitschrift der Thälmannpioniere. Propaganda, Kinderunterhaltung und Belehrungen. Der Titel ist ein Akronym aus "Fröhlich sein und Singen". 
Es wurde natürlich wieder ein schöner Abend.

(Vielen Dank an Detlef Friedrich für das Heraussuchen der alten Tabellen.) 

Hettstedter Kinder gewinnen Schulschach-Meisterschaft-Probeturnier

Gespeichert von c4 am So., 10.01.2021 - 21:57

Mangels Masse wurde die erste Runde der neuen - virtuellen - Landes-Schulschach-Serie für Grundschulkinder kurz vor Beginn zum Übungs-Turnier erklärt. Leider fanden viele Kinder nicht zum Turnierraum - wirklich kindgerecht (oder elterngerecht) aufbereitet war der Weg dorthin diesmal noch nicht. Dabei ist Lichess.org eigentlich unkompliziert. 
Das Konzept ist ansonsten originell und lobenswert. Jene Landkreis-Verbünde, die bisher (also im "klassischen" Schulschach) das Einzugsgebiet der Schulschach-Regional-Meisterschaften darstellten, bilden jetzt eine gemeinsame Mannschaft. Bei der Internet-Austragung können sogar ALLE Grundschulkinder, auch Einzelspieler, des Gebietes teilnehmen - eine Schulmannschaft ist nicht notwendig.
Ein weiterer Vorteil: Die Kinder treffen in ihrem Team höchstwahrscheinlich auf Bekannte aus den realen Leben, und eventuell auch unter ihren Gegnern. Das ist etwas persönlicher, als das oft komplett anonyme Gezocke in diversen lieblos ins Netz geklatschten Turnieren (mit hochtrabenden Namen).

In unserer Regionalgruppe - Mansfeld/Südharz und Salzlandkreis - waren diesmal ausschließlich Kinder der Schachfreunde Hettstedt angemeldet. Manche kamen aber verspätet, weil sie erst per fernmündlicher Beratung den Einstieg fanden. Von den 9 teilnehmenden Kindern der Schachfreunde sammelte schließlich Paul Kühne die meisten Punkte.

Der klare Mannschafts-Sieg war eine schöne Freude. Doch erst mit vielfältigerer Konkurrenz wird es ein Ruhmesblatt sein. So zogen z.B. für die frühere Schachhochburg Halle lediglich zwei tapfere Kinder in den Kampf, von denen Gustav Polzin sogar das beste Einzelergebnis aller Teilnehmer erzielte.
Gut vertreten war Magdeburg. Gar nicht vertreten war leider der Schachbezirk Dessau. (Doch bald soll es ein spezielles Modem geben, welches die Trommeln direkt mit dem Internet verbinden kann !)

Nach den kleinen Anlauf-Schwierigkeiten beim ersten Versuch, wird es nun einen Neustart geben:
Am Samstag, dem 23.01.2021 von 16.00 bis 17.30 Uhr (je Spieler pro Partie 10 Min.+ 5 sek.) 
Turnierraum: https://lichess.org/tournament/k4iIpMVQ

Vor dem Turnier im jeweiligen Teamraum anmelden (falls noch nicht geschehen):
Regionalbezirk 1 (Altmarkkreis Salzwedel & Landkreis Stendal): https://lichess.org/team/regionalbezirk-1-altmarkkreise-salzwedel--stendal
Regionalbezirk 2 (Landkreis Harz): https://lichess.org/team/regionalbezirk-2-landkreis-harz
Regionalbezirk 3 (Bördekreis / Magdeburg / Jerichower Land): https://lichess.org/team/regionalbezirk-3--borde-magdeburg-jerichower-land
Regionalbezirk 4 (Salzlandkreis / Landkreis Mansfeld- Südharz): https://lichess.org/team/regional-bezirk-4-salzlandkreis--mansfeld-sudharz
Regionalbezirk 5 (Dessau- Roßlau/ Landkreise Wittenberg & Anhalt- Bitterfeld): https://lichess.org/team/regionalbezirk-5-dessau-r--wittenberg--anhalt-bitt
Regionalbezirk 6 (Burgenlandkreis): https://lichess.org/team/regionalbezirk-6-burgenlandkreis
Regionalbezirk 7 (Saalekreis / Halle): https://lichess.org/team/regional-bezirk-7-saalekreis--halle

Alle Trainer und Organisatoren werden gebeten, zusätzlich dem Organisations-Teamraum beizutreten: https://lichess.org/team/gs--vereinstrainer-sachsen-anhalt-u12