Zum Neuen Jahr - mehr Rückblicke als Ausblicke

Gespeichert von c4 am So., 02.01.2022 - 14:35


"Wir können den Wind nicht ändern, aber wir können die Segel richtig setzen."
                                                                                              Aristoteles

Unser Vereins-Schiffchen, die stolze "Schachfreunde Hettstedt", zählt zum Jahresbeginn 84 Mann Besatzung. Rund die Hälfte davon Kinder- und Jugendliche, also beinah ein Segelschulschiff.  Und soll bitte eine solide Karavelle sein, wie die "Pinto" des Columbus, stets bereit zur Entdeckungsfahrt. Nur kein bizarr aufgerüstetes  Prestige-Kampfschiff wie die "Vasa" (die in den ersten Minuten nach dem Stapellauf prompt im Meer versank) . . . 
Die große sozio-kulturelle Flaute, verursacht durch Corona und die Virus-Verordnungen, ist das prägende Merkmal des Schach-Jahres 2021, und darüber hinaus, und bedrückt viele Vereine gleichermaßen.
Die Schachfreunde Hettstedt blieben aktiv, wann immer es denn ging. 
Das Jahr 2021 begann mit der Absage der Nachwuchs-Bezirksmeisterschaften auf der Burg Heldrungen - und auch 2022 werden die Kinder das einstmals sehr beliebte Turnier nicht erleben.
Schach zu spielen war vorerst nur im Internet möglich. Auf www.lichess.org  wurde der Klub "Schachfreunde Hettstedt" als virtuelle Gemeinschaft etabliert.
Bei den auf dem Lichess ausgetragen Landesmeisterschaften im Schulschach wurde das Hettstedter Humboldt-Gymnasium Landesmeister der WK III, danach Platz 21 bei der Deutschen Meisterschaft. Aktiv waren aber mehrere Mannschaften. Auch in der Schulschach-Bundesliga schlug sich der Hettstedter Nachwuchs erfolgreich im Bereich Gymnasien und Grundschulen.
Im Männerbereich bestand das Vereinsleben neben Internetschach zunächst nur aus  sporadischen privaten Treffen, bei denen aber eher Karten als Figuren gezogen wurden. 
Aus einer Laune heraus entstand die Kolumne "Isolani im Lockdown", die über aktuelle und vergangene Schachdinge reflektierte. Vereinzelt kam Feedback, oft aus unerwarteten Ecken des Schachlandes. Die mit großem Abstand meisten Reaktionen rief der Beitrag "Erinnerungen an Parchim 1989" hervor, wo an ein Kinderturnier erinnert wurde, dessen damalige Akteue heute oft bekannte Persönlichkeiten im Schachleben sind.
Irgendwann im April gab es eine Verordnung, die zumindest theoretisch wieder Kinderschach erlaubt. Die Bedingungen waren: nur draußen, nur höchsten 5 Kinder, nur Kinder unter 12, und der Trainer musste einen offiziellen Corona-Test gemacht haben innerhalb der letzten 24 Stunden. Und das klappte regelmässig - und immer nur ganz kurzfristig. Denn nur wenn der Wetterbericht Sonnenstunden ankündigte, war der April für Outdoor-Schach geeignet - und schnell wurden alle informiert. Und die ersten 5 Rückmeldungen waren auf der Tour ins Grüne dabei. Gespielt wurde an der idyllischen Adelheidquelle.
In einer späteren Verordnung brauchte man einen Saal (20 Quadratmeter je Kind). Und mit Hilfe von Stadt und Gemeinde wurde auch das möglich für uns.
Im Sommer war dann wieder Schach (mit Hygieneregeln) erlaubt- und viele "aufgestaute" Veranstaltungen fluteten die Wochenenden. 
Die zwei Turniere des "Schachsommer" auf Schloß Mansfeld wurden wieder ein schöner Erfolg. Aaron Gröbel siegte. Auch im zweiten Pandemiesommer ging das Schachtraining stetig weiter. Unterbrochen nur vom achttägigen Schach-Sommerlager für die Kinder auf dem Rittergut Lützensömmern.  
Die U10-Mannschaft nahm an der Deutschen Meisterschaft teil (Ben Zander, Piero Heidenreich, Paul Kühne, Erik Ecke), für die sie sich in der Vor-Vorsaison qualifiziert hatte.
Die aktuelle U10-Mannschaft wurde Landesmeister, aber die Deutsche Meisterschaft zum Jahresende wurde abgesagt. An der verkürzten Jugend-Landesmeisterschaft im Einzel in Magdeburg nahm Hettstedt mit großer Delegation teil.
Im Herbst war dann nach nur zwei Punktspielen auch schon wieder Schluß. Training ging noch irgendwie unter munter wechselnden Auflagen, aber alle Veranstaltungen waren abgesagt. 
Einzig die Südharzmeisterschaft wurde ganz kurzfristig als kleines Turnier auf Schloß Mansfeld durchgeführt - und war 3 Tage nach Ausschreibung voll besetzt.

Was bringt das Neue Jahr ? Die Bundesliga hat den optimistischen Plan, ab März wieder den Spielbetrieb aufzunehmen. Im Land ist der Januar spielfrei, aber im Februar scheinen die  Punktspiele weiterzugehen. Die LEM der Jugend in den Winterferien ist auch noch nicht endgültig abgesagt, aber leise Zweifel an der Realisierbarkeit gibt es wohl bereits. 
Die Homepage des Landesschachverbandes  bewirbt an oberster Stelle die Teilnahme an einer Meisterschaft aus dem Herbst des Vorjahres und im Terminplan stehen sämtliche Termine, als gäbe es gar keine Corona-Spielpause. Diese wichtige Spielpausen-Info ist hingegen gut versteckt. Aber es hat sich bereits eine engagierte Arbeitsgruppe gebildet, die einige kleine Schwächen der Homepage bis 2023 enorm verbessern will. 
Ein konkreter Ausblick fällt sehr schwer, aber noch sind wir ein vitaler, aktiver und kreativer Verein. Geplant ist immerhin schon der Schachsommer auf Schloß Mansfeld (14.-17.07.) und das Sommerlager bei Weimar (14.-21.08.). Aber bei Dingen, die nicht so direkt nach "Sommer" klingen darf man vorsichtig bleiben. Als unverbesserlicher Optimist hoffe ich, mit den Kindern Ende März (25.-27.03.) nach der Burg Heldrungen fahren zu können, zur LMM U14. Und dass im April die Punktspiele weiter gehen . . .
Allen ein schönes neues Jahr wünscht Dirk Michael !

Der eine möchte nicht sehen,
was der andere sieht.
Alles könnte geschehen,
aber nur manches geschieht.
        Erich Kästner